Friedhofskapelle
Im Jahr 1969 reifte in Halingen der Wunsch nach einer zeitgemäßen Friedhofskapelle.
Bei der Gemeinderatssitzung am 28.10.1969 waren die Überlegungen soweit gediehen, dass zur Diskussion stand, ob die Kommune das Projekt ausführt oder sie der Kirchengemeinde einen Zuschuss gewährt. Nur vier Monate später stellte in der Gemeinderatssitzung im Februar 1970 der Architekt Geismann die Pläne zum Bau vor, die bis auf das Dach die Zustimmung der Versammlung fanden (Grundriss Bild 5).
Zugestimmt wurde auch, dass die Kirchengemeinde den Bau ausführt und die Kommune die Finanzierung mit 120.000 DM übernimmt. Allerdings soll an Stelle des vom Architekten geplanten Giebeldachs die Kapelle mit Flachdach gebaut werden. Diese Entscheidung musste nach wenigen Jahren (1983) korrigiert werden, weil das Flachdach undicht wurde.
Als im Jahr 1981 die Kirche neue Chorfenster erhielt, wurden die bisherigen Chorfenster (mit der Darstellung der vier Erzengel) in die Friedhofskapelle eingesetzt (Bild 7+8). Diese Fenster waren von Hubert Spierling entworfen und der Glaserei Peters (Paderborn) 1951 gefertigt und beiderseits des mittleren -mit Ornamenten versehenen- Fensters im Chor eingebaut worden.
Um diese Zeit wurde auch für das Kruzifix im Andachtsraum das Kreuz von Heinrich Kittling geschaffen. Der wertvolle Korpus (aus der Zeit um 1500) befand sich schon in der Gemeinde (Bild 9).
Pater Markus kam Ende 1986 in die Gemeinde.
Er hat nach der folgenden Kirchenvorstandswahl die Aufgaben innerhalb des Gremiums (Kirche, Pfarrheim, Friedhof) verteilt. Erstmals waren für den Friedhof bestimmte Personen im Kirchenvorstand (KV) zuständig.
An die folgenden Jahre erinnern sich ehemalige Kirchenvorstandsmitglieder:
„Bei Aufnahme der Tätigkeit waren nur wenige Grundlagen vorhanden. (Keiner wusste, wer wann und wo beerdigt wurde und wie lange die Nutzungsrechte an den einzelnen Grabstätten liefen). In mühevoller Kleinarbeit wurden diese Daten ermittelt und dann auch elektronisch erfasst.
Anm. Verfasser: Diese verantwortungsvollen und zeitaufwendigen Arbeiten wurden dann von den Nachfolgern im Kirchenvorstand kontinuierlich bis heute fortgesetzt. Für diese ehrenamtliche Arbeit (man führe sich nur einmal den Belegungsplan vor Augen) dient den Verantwortlichen ein ganz besonderer Dank!
Zu dieser Zeit stand die erste Urnenbestattung an. Es gab viele Diskussionen darüber im KV. Wir wiesen, in dem Glauben, es können ja nur einige Urnenbestattungen werden, das Urnenfeld westlich der Friedhofskapelle dafür aus.
Etwa zur gleichen Zeit, kamen Nachfragen nach Einzelgräbern. Auch hierfür haben wir das Einzelgräberfeld westlich der Friedhofskapelle ausgewiesen.
Wir überlegten uns, Pater Markus war mit treibende Kraft, den Friedhofseingang neu zu gestalten. Die Auffahrt wurde gepflastert, der Eingang selbst durch die neue Toranlage (Okt. 1993) betont (Bild 10).
Anschließend wurde auch der Schaukasten, in dem jederzeit die aktuelle Friedhofsordnung und Friedhofsgebührensatzung eingesehen werden kann, angebracht.
In diesem Zusammenhang wurde das Außenkreuz an der Friedhofskapelle angebracht (Bild 11). Den Korpus hatte Pater Markus aus dem Grödnertal in Südtirol besorgt (Holzschnitzerei Conrad Moroder, St. Ulrich/Gröden) und das Kreuz hat Heinrich Kittling gefertigt.
Um 1994 standen fast keine freien Grabstellen mehr für Beerdigungen zur Verfügung. Deshalb erschlossen wir das Gelände südlich der Kapelle für neue Wahlgräber. Ebenso wurde westlich der Kapelle ein ca. 6 m breiter Streifen dazu gekauft.
Dann kam die Zeit, wo viele Besitzer von Grabstellen mit bis zu zwölf Plätzen den Wunsch hatten, die Grabstellen zu verkleinern. Dem Wunsch wurde so weit möglich auch nachgekommen und die Grabstellen wurden geteilt. Dadurch sind zur Zeit viele Plätze für Bestattungen frei.
Später wurde der Wunsch laut, eine Glocke für die Friedhofskapelle anzuschaffen.
Die Statik für das Dach wurde geprüft und mit dem Glockensachverständigen Dr. Best des Erzbistums eine für Halingen
im Klang passende Glocke ausgesucht und im Oktober 1997 installiert.
Anm. Verfasser: Die Glocke wurde1997 in der Glockengießerei A. Bachert, Heilbronn aus reiner Glockenbronze (78% Kupfer, 22% Zinn) gegossen. Sie hat einen Durchmesser von 450 mm, ein Gewicht von 70 kg und den Schlagton a. Als Inschrift trägt sie nur das Gießereizeichen und das Gussjahr. Die Glocke hat am 1.11.1997 (Allerheiligen) zum ersten Mal geläutet.
Die Fenster in der Kapelle waren, bis auf die vier Fenster mit den Erzengeln, in klaren Scheiben ausgebildet und es störte sehr, wenn bei Trauerfeiern dahinter Personen und Kühe zu sehen waren. H.B. Regelsky bot sich an, die Fenster neu zu gestalten. Er erhielt auch den Auftrag. Die Glasarbeiten wurden 1999 von den Glaserwerkstätten Beierle, Menden ausgeführt.
All unsere größeren B a u m a ß n a h m e n konnten dank großzügiger Spenden durch einen heimischen Spender durchgeführt
werden.“
Im Jahr 1988 wurde die Natursteinmauer vor dem unteren Friedhofszugang von Hans Pokroppa, Alfons Freiburg und Heinz Kittling in Rahmen der Aktion „Unser Dorf soll schöner werden“ hergerichtet. 2012 wurde die bestehende Mauer von der Dorfgemeinschaft unter der Regie von Bernhard Küster abgerissen und durch eine Mauer aus Ruhrsandstein ersetzt. Der Hang wurde mit Rosensträuchern bepflanzt.
Im Oktober 1998 wurde die Ausstattung der Kapelle ergänzt, es wurden sechs Standleuchter, ein Osterkerzenleuchter, ein Ambo, ein Ständer für das Vortragekreuz und eine Mikrofonhalterung angeschafft.
Die Veränderungen auch in der Halinger Bevölkerung führten dazu, dass Menschen ohne Angehörige oder Nachkommen in Halingen leben. So entstand der Wunsch, Gräber zu schaffen, die keine oder nur geringe Grabpflege verlangen, sogenannte Wiesengräber. 2015 wurde diesem Wunsch Rechnung getragen und ein Gräberfeld für Wiesengräber ausgewiesen. Bei diesen Gräbern weist nur eine in die Wiese einglassene Platte auf den Verstorbenen hin.
Eine wichtige Funktion hatte früher der Friedhofsgärtner, der auch das Ausheben und Verfüllen der Gräber besorgte. Das war lange Zeit Hubert Helle, damals eine feste Institution im Dorf.
Später führte lange Zeit H. Morali diese Tätigkeiten aus. Heute ist eine Firma damit beauftragt.
Der Halinger Friedhof erzählt auch viele Geschichten. Die Soldatengräber, die Grabstelle der russischen Kriegsgefangenen und das Grab der Familie Schmale (Berglohse) sind einige Beispiele.
Leider nimmt in jüngerer Zeit die Anonymisierung sehr zu, so dass immer weniger Informationen auf den Grabsteinen zu finden sind, oft nur noch der Familienname. Künftige Generationen werden das sicher bedauern.
Obwohl unser Friedhof erst 95 Jahre besteht, ist er ein wichtiger Faktor im Dorfleben geworden. Die meisten Familien haben dort ihre Verstorbenen, die sie regelmäßig besuchen, ihrer gedenken und für sie beten. Die Menschen treffen sich dort auch bei der Grabpflege, insbesondere im Frühjahr und vor den großen kirchlichen Festen. Sie treffen sich aber auch bei Beerdigungen,
wo neben den Angehörigen, Nachbarn, Freunde und Bekannte – oft auch die Vereine mit ihren Fahnenabordnungen - dem Verstorbenen das letzte Geleit geben.
Eine besondere Tradition hat sich an Allerheiligen entwickelt. Am späten Nachmittag ist zunächst in der Friedhofskapelle eine Andacht und anschließend die Segnung der Gräber. Dann stehen viele bei den Gräbern ihrer Verstorbenen und warten auf den Segen. Alle Gräber sind dann herbstlich geschmückt und die Hunderte von Grablichtern geben dem Friedhof eine verzauberte Stimmung. Eine besondere Note erhielten in den letzten Jahren Andacht und Segnung dadurch, dass sie der Bischof von Speyer Dr. Karl Heinz Wiesemann gestaltet hat. Er weilt dann auf unserem Friedhof, weil hier sein Vater und seit vorigem Jahr auch seine Mutter bestattet sind.
Unser Friedhof ist heute eine schöne und gepflegte Anlage (Bilder 14 u. 15).